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Workshop „Privilegien – was hat das mit mir zu tun?“


Hast Du die Möglichkeit an freien Wahlen teilzunehmen? Bestellst Du regelmäßig Dinge im Internet? Fährst Du mindestens einmal im Jahr in den Urlaub?

Das sind Fragen, die ein Großteil der Bevölkerung sofort mit „ja“ beantworten kann. Doch nicht für alle ist die Antwort so eindeutig. Ein Teil der Gesellschaft hat nicht dieselben Möglichkeiten und sieht sich dabei eher mit Schwierigkeiten konfrontiert.

Inwiefern dies mit Privilegien zusammenhängt, war eines der Themen, die im von Ann-Kathrin Hübner und Lenz Franzke organisierten Workshop „Privilegien – Was hat das mit mir zu tun?“ behandelt wurden. Im Rahmen des Bildungsprojekts „Bildung fördern – Bewusstsein schaffen“ klären sie normalerweise hauptsächlich Schulklassen über Privilegien und andere gesellschaftspolitische Themen auf. Mit dem am 25.05.2022 angebotenen Workshop wurde ein erster Versuch gestartet, nun auch in offener Runde darüber zu sprechen. Die Lokalitäten der Evangelischen Studierenden Gemeinde boten sich hervorragend dafür an, den dreistündigen Workshop von 18 bis 21 Uhr abzuhalten. Bei Spielen im Garten konnte sogar noch das gute Wetter ausgenutzt werden. Bei diesem ersten Versuch gab es in der kleinen, persönlichen Gruppe viel Raum für Diskurs und jede und jeder hatte Zeit, zu Wort zu kommen und Nachfragen zu stellen.

Schon in der lockeren, zwanglosen Kennenlernrunde wurde geklärt, was denn für die Teilnehmenden Privilegien sind. Schnell wurde festgestellt, dass die Auffassung für jede und jeden unterschiedlich ist und der Begriff „Privilegien“ für die Personen mal mehr und mal weniger negativ konnotiert ist. Der Realitätscheck in Form des Spiels „Schritt nach vorn“, für den sich der Garten der Räumlichkeiten verwenden ließ, inspirierte dazu, durch einen Perspektivwechsel gedanklich in eine andere Identität und Lebensgeschichte einzutauchen. So sollten die Teilnehmenden sich in eine andere Position begeben und aus dieser Rolle heraus Fragen beantworten und entweder nach vorne oder nach hinten treten, um im Nachhinein festzustellen, wie unterschiedlich die Lebenschancen von Menschen sein können. Sich in eine andere Position zu begeben und aus der eigenen Gedankenblase herauszutreten, half dabei, sich die Existenz möglicher eigener Privilegien vor Augen zu rufen und auf der anderen Seite über ihre Selbstverständlichkeit nachzudenken. Bei der Nachbereitung der Übung gab es viel Raum für Fragen und gehaltvolle Diskurse.

Da das Thema so umfassend ist und die Teilnehmenden verschiedene Kenntnisstände mitbrachten, half die „Galerie der Informationen“ in Form von Flyern, MindMaps, Statistiken und vielen weiteren Informationsmaterial an geeigneter Stelle schon bestehendes Wissen zu vertiefen oder neuen Input zu bekommen. Als Grundlage für Nachfragen und die Möglichkeit, spezifische Hintergründe zu präzisieren, wurde vor allem über Begriffe gesprochen. Worte wie „Othering“ oder „White Saviorism“ wurden in diesem Zusammenhang angesprochen und diskutiert. Es konnte festgestellt werden, dass besonders einige Begrifflichkeiten negativ konnotiert sind. Kritisch reflektierend wurde über solche Themen aufgeklärt mit dem Ziel, das Bewusstsein zu fördern, zu sensibilisieren und Mut zur Kritik und Kritikfähigkeit zu vermitteln.

Auch wenn möglicherweise schon manches bewusst war, half es, die Thematik eventuell erneut aufzufrischen und sich mit anderen darüber auszutauschen. In der Runde für Nachreflektion wurden abschließend anhand der Fragen „Was wünsche ich mir von anderen?“, „Was fällt mir schwer?“ und „Wie kann ich ‚privilegiensensibel‘ handeln?“ über den Input geredet. Mit der Feststellung, dass die Teilnehmenden größtenteils denselben Standpunkt vertraten, und die Antworten inspirieren konnten. Als eines der Resultate und als Fazit konnte festgestellt werden, dass schon die eigenen Handlungen einen großen Eigenanteil haben und die Bedeutung der eigenen Position zu anderen von Bedeutung ist. In der offenen Runde wurde bemerkt, dass es hilfreich sein kann in ständiger Reflexion zu stehen und andere gegebenenfalls auf etwaige, verletzende Äußerungen anzusprechen. Aber auch in der Umkehr Kritik zuzulassen und sich von anderen auf diskriminierendes Verhalten aufmerksam machen zu lassen und dafür offen zu sein, ist dabei wichtig.

Das war einer der neuen Impulse, die vermittelt wurden. Der ganze Workshop bot „neue Gedanken“, so eine der Teilnehmenden. Nicht nur die „gute Gruppenrunde“ habe dafür gesorgt, dass die drei Stunden schnell vergangen seien. Das Event sei auch deshalb „kurzweilig“ gewesen, weil es eine gute Mischung aus interaktiven und interessanten Übungen und gleichzeitig Input gewesen sein soll.

Der Workshop kam also bei den Anwesenden gut an. Und deshalb gingen alle mit neuen Gedankenanstößen und Hilfestellungen für künftige Handlungen nach Hause, und auch mit weiterem Informationsmaterial, um die Thematik noch weiter vertiefen zu können.

Text und Fotos von: Lisa Hagn



30.05.2022 11:43,
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