Das Jugendmentoring bringt geflüchtete Jugendliche mit Mentor*innen zusammen, die ihnen den Start erleichtern.
Es passt wirklich gut zwischen Tania Garshasebi und Eva Kießling. Wenn sie sich treffen, gehen sie spazieren, ins Westbad, ins Theater oder zum Eislaufen. Die beiden bilden ein Tandem – zusammengebracht hat sie Hannah Hermann. Sie koordiniert das Jugendmentoring-Projekt des Regensburger Vereins CampusAsyl, das vor einem Jahr ins Leben gerufen wurde und sich an Geflüchtete im Alter von zwölf bis 20 Jahren richtet. Hermann beschreibt die Lage dieser sehr jungen Menschen so: „Sie kämpfen oft mit einer Mehrfachbelastung aus den Fluchterfahrungen, dem Aufwachsen in finanzschwachen sozialen Verhältnissen und den Herausforderungen durch das Lernen einer neuen Sprache. Durch die Zusammenarbeit mit Mentor*innen möchten wir diese Belastung ein Stück weit ausgleichen.“
Mentor*innen wie die Psychologin Eva Kießling können jungen Menschen positive Vorbilder sein. Sie ermöglichen ihnen Teilhabe: So hat Eva Kießling die 19-Jährige Tania Garshasebi beispielsweise dabei unterstützt, einen Stadtpass in Regensburg zu beantragen. Kurz nach Garshasebis Ankunft begann sie, mit ihr aktiv ihre Freizeit zu gestalten. Garshasebi, die alleine aus dem Iran geflüchtet ist, erzählt am Telefon, wie sehr der Kontakt ihr den Start in der neuen Stadt und der neuen Sprache erleichtert hat: „Vor einem Jahr bin ich in Deutschland angekommen und hatte zunächst keine Freunde. Dass es mit Eva passt, habe ich gleich von Beginn an gemerkt. Die Treffen mit Eva haben mir sehr geholfen, sie hat mich immer unterstützt.“ Mittlerweile hat Tania viele Freund*innen gefunden. Ihr nächstes Ziel hat sie mit Kießling intensiv besprochen: Nach einem Deutschkurs auf B2-Level möchte sie die 10. Klasse einer Realschule besuchen, um einen Abschluss zu machen.
Eva Kießling ist bereits seit ihrem Studium an der Uni Regensburg bei CampusAsyl aktiv. Sie half 2015 bei der Arbeit in einer Notunterkunft mit und war für eine Periode im Vorstand tätig. Als vor einem Jahr das Jugendmentoring startete, habe sie „auf Insta gesehen, dass neues Projekt kommt und das Tandem-Format spannend gefunden“. Die sehr jungen Menschen seien „vielleicht diejenige Zielgruppe, die etwas hinten runterfällt“, sagt sie. In der Phase des Kennenlernens verbrachte sie mit Tania ein von CampusAsyl organisiertes Wochenende, wodurch sie sich gut kennenlernten. Kießling betont, der Austausch mit Tania habe sie bereichert: „Es ist für mich sehr greifbar geworden, was junge Frauen für ihre Freiheit erdulden müssen. Mir sind meine eigenen Privilegien bewusst geworden“, sagt sie im Gespräch.
Koordinatorin Hannah Hermann bringt die Tandems zusammen. Sie achtet darauf, dass die Wohnorte der Partner*innen nicht allzu weit auseinander liegen und dass sie verbindende Interessen haben. Zudem sollten die Mentor*innen altersmäßig nicht allzu weit entfernt von den Mentees sein, idealerweise zwischen 18 und 35 Jahren. Hermann achtet auf die persönliche Eignung der Mentor*innen, führt mit Interessent*innen ein Erstgespräch und lässt sich ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Das erste Treffen finde stets bei den Eltern oder – falls die Jugendlichen alleine in Deutschland sind – unter Aufsicht statt. Natürlich gebe es zu jedem Zeitpunkt und von beiden Seiten die Möglichkeit, das Tandem aufzulösen, sagt Hermann. Bislang hätten sich allerdings gute Tandems ergeben. Hermann organisiert regelmäßige Tandemtreffen: „Wir waren schon beim Bowlen, beim Picknicken, im Kletterpark. Bei den Treffen können sich Mentees und Mentor*innen untereinander austauschen.“ Aktuell ist Hermann auf der Suche nach neuen Mentees und Mentor*innen. Diese sollten sich für ein halbes Jahr bis ein Jahr etwa zwei bis vier Stunden pro Woche Zeit nehmen. Wer Interesse hat, kann sich bei jugendmentoring@campus-asyl.de melden.
Text: Katharina Kellner
Foto: Eva Kießling