
Gerade noch haben sie herumgealbert – über Kaffeeflecken und wie man sie wieder aus der Kleidung bekommt – dann wird das Gespräch wieder sachlich: Es geht um die Bewerbung für eine Ausbildung im Bereich Logistik und Lager, die Saber Latnach schreiben will. Der Tunesier lebt im Ankerzentrum in der Regensburger Zeißstraße. Er hat soeben seinen Deutschkurs mit Level B1 erfolgreich abgeschlossen und ist nun auf Jobsuche. Dass er im Zeißtower neben dem Ankerzentrum im Osten von Regensburg Tipps für die Bewerbung bekommt und sich bei Kaffee, Tee und Keksen mit netten Menschen austauschen kann, weiß er sehr zu schätzen.
„Wirkliches Ankommen funktioniert nur, wenn man sich willkommen fühlt“ – ein zentraler Leitsatz CampusAsyls. Der Tower-Treff, den es seit Frühjahr 2016 gibt, ist eines der vielfältigen Angebote. Der Treff findet jeden Donnerstag statt und hat kein festes Programm.
Im großzügigen Gruppenraum im Erdgeschoss gibt es gemütliche Sofas, einen Kicker, Computerzugang und Gesellschaftsspiele wie Kniffel oder Backgammon. Manchmal machen sie auch Musik zusammen, erzählen Heike Abt und Frauke Nitsche. Nicht nur die beiden engagieren sich als Ehrenamtliche, sondern auch Aria Eftekharitalab, der vor gut zwei Jahren selbst neu in Regensburg war und bei der Gruppe Anschluss fand. „Im Tower sind wir wie eine Familie“, bringt er es auf den Punkt. Eftekharitalab gehört aktuell auch dem fünfköpfigen Vorstand von CampusAsyl an.
Beim Tower Treff gehe es nicht um konkrete Zielsetzungen wie die Sprache zu lernen – dafür gibt es z.B. Sprachcafés und Kurse. „Unsere Intention ist: Die Leute sollen hierher kommen und eine gute Zeit haben“, sagen Abt und Nitsche, die die internationale Atmosphäre beim Tower Treff genießen: „Einmal hatten wir 16 verschiedene Sprachen am Tisch. Und manchmal sprechen hier alle Farsi und wir verstehen nichts“, erzählen sie lachend.
Vielen Geflüchteten geht es um neue Kontakte und um einen angenehmen Zeitvertreib. Saber Latnach kennt das, wenn die Tage keine Struktur haben, weil es für die Ankommenden im Ankerzentrum erst einmal heißt zu warten – auf den Beginn eines Sprachkurses oder einer Ausbildung. So ist es auch bei der 16-jährigen Hayat aus Syrien, die erst vor ein paar Wochen mit ihren Eltern und zwei jüngeren Schwestern in Deutschland angekommen ist. Die Schwestern sind noch schulpflichtig, Hayat aber nicht. Sie wartet auf das „Go“ der Behörden, denn sie will einen deutschen Schulabschluss machen. Bisher ging sie in der Türkei zur Schule, wo sie mit ihrer Familie zehn Jahre lang lebte. Obwohl sie erst kurze Zeit in Deutschland ist, kann sie sich bereits verständigen. „Ich möchte Flugzeugmechanikerin lernen“, erzählt sie.
Im TowerTreff finden Hayat und die anderen Kontakte zu anderen Geflüchteten, zu internationalen Studierenden und zu engagierten Regensburgern wie Heike Abt, Frauke Nitsche und Aria Eftekharitalab, die oft mit Infos weiterhelfen. Ob Behördengänge, Arztbesuche, Wohnungs- oder Jobsuche – die beiden kennen oft die richtige Ansprechperson. Aktuell wünschen sie sich, neue Unterstützerinnen und Unterstützer zu gewinnen: „Bei uns ist jede und jeder herzlich willkommen und kann sich mit seinen eigenen Ideen einbringen.“ Gesucht werden Menschen, die sich donnerstags etwa zwei Stunden Zeit nehmen, interessiert an einem aktiven interkulturellen Austausch sind und eventuell auch Lust darauf haben, Freizeitaktivitäten mitzuplanen und zu gestalten.
Hast du Interesse am Tower-Treff mitzuwirken? Dann meld dich mit einer kurzen Mail unter tower-treff@campus-asyl.de.
Von Katharina Kellner