Rund 60 Prozent der Teilnehmenden bestehen die Abschlussprüfung im offiziellen Integrationskurs. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Julia Ritter vom Regensburger Verein CampusAsyl. Ritter ist Teil eines einzigartigen Projekts, das es seit 1. Mai gibt: BUF bedeutet „Begleiten, Unterstützen, Fördern“. Die Idee: Geflüchtete vor, während und nach der Teilnahme am Integrationskurs zu unterstützen. Das Projekt wird vom Integrationsfonds (AMIF) der EU gefördert. Es ist angelegt auf drei Jahre, bis 30. April 2027, und richtet sich an Menschen aus Nicht-EU-Ländern, die Aussicht auf dauerhaften Aufenthalt in Deutschland haben.
Auf den Alltag vorbereiten
CampusAsyl bietet im Rahmen von BUF neun Einzelmaßnahmen an, um Geflüchtete in ihrer individuellen Situation „abzuholen“. So tun sich manche Menschen mit den Integrationskursen schwer – zum Beispiel, weil einige Erwachsene es nicht oder nicht mehr gewohnt sind, eine neue Sprache zu lernen. Oder weil es keine Kinderbetreuung gibt. In diese Lücke stößt Campus Asyl. „Die Idee war, aus unseren Erfahrungen zu schöpfen: Wer braucht unsere Unterstützung besonders, wo sehen wir Bedarf?“, sagt Ritter. Sie ist eine der beiden fest angestellten Koordinatorinnen des Projekts. Sabine Kellner-Mayrhofer, Bildungsreferentin der Stadt Regensburg, sagt auf Anfrage über BUF: „Das Projekt ist ein großer Zugewinn für die Stadt Regensburg. Geflüchtete Menschen werden hier auf viele Alltagssituationen vorbereitet und können somit besser und schneller mit uns als Stadtverwaltung, aber auch mit anderen Stellen wie Schule und Kindergarten eigenständig kommunizieren. Das entlastet natürlich das ohnehin stark ausgelastete Unterstützungssystem und macht die Arbeit in den Beratungsstellen einfacher.
Ein niedrigschwelliges BUF Angebot ist „Lernen lernen und sprachliche Alltagsbewältigung“. Der Kurs überbrückt die Wartezeit vor dem Integrationskurs. Hier erwerben insbesondere bildungsferne Menschen Kompetenzen für eigenständiges Lernen. Ritter und ihr Team wollen auch dem „fließend falschen Sprechen“ vorbeugen. Ritter sagt: „Wer lange auf einen Integrationskurs wartet, erwirbt oft rudimentäres und falsches Deutsch.“ Man könne sich das vorstellen wie beim legendären Fußball-Trainer Giovanni Trapattoni, der auf niedrigem Niveau perfekt durch die Welt gekommen sei. Um soziale Isolation zu verhindern, gelte es, gleich zu Beginn des Spracherwerbs, dem falschen Sprechen entgegenzuwirken.
Zugleich sollen die Teilnehmer in der Lage sein, auf Deutsch Formulare auszufüllen oder Termine zu vereinbaren. Den Kurs gibt es einmal als gemischte Gruppe, einmal nur für Frauen. In der Frauengruppe, wo auch familienrelevante Themen wie Ernährung oder Bewegungsangebote besprochen werden, betreut eine staatlich anerkannte Sozialassistentin mit geflüchteten Ehrenamtlichen neben dem Kursraum die Kinder der Teilnehmerinnen. Speziell für Frauen gibt es weitere Formate zur Integration: Einen Konversationskurs für Fortgeschrittene, einmal jährlich einen Fahrradkurs und Computer-Basiskurse zweimal jährlich. An Menschen, die bereits einen Integrationskurs besuchen, richtet sich das Angebot einer Hausaufgabenhilfe, die auch individuelle Unterstützung bietet. Zudem gibt es eine gezielte Prüfungsvorbereitung auf den Deutschtest.
Sprachpraxis verbessern
Wer nicht den passenden Kurs findet, dem hilft eine Sprachlernberatung. Bei diesem Angebot einer individuellen Eins-zu-Eins-Beratung können alle Probleme der Erstintegration angesprochen werden. Für Menschen mit fortgeschrittenen Deutschkenntnissen bietet die Sprachlounge einen offenen Treff, um die Sprachpraxis zu verbessern. An den Sprachkursen des BUF-Projekts sind Studierende des Faches „Deutsch als Zweitsprache“ der Uni Regensburg beteiligt: Im Rahmen eines Theorie-Praxis-Seminars sammeln sie Erfahrungen mit Lehre. Wie passgenau CampusAsyl mit dem Projekt auf die Bedürfnisse von Geflüchteten reagiert, zeigt sich am Zulauf. Julia Ritter sagt: „Seit Start der Maßnahmen im August haben fast 100 Personen an den verschiedenen Maßnahmen teilgenommen. Das sind fast doppelt so viele wie geplant.“
Von Katharina Kellner