Über das Projekt und die Teilnahmemöglichkeiten:
Das Projekt „Azubi-Tandems“ wurde im Jahr 2019 ins Leben gerufen, um Auszubildenden mit Fluchterfahrung eine Unterstützung beim Lernen und im Allgemeinen mit den Prozessen der Berufsschule zu bieten. Ziel des Projekts „Azubi-Tandems“ ist, dass Geflüchtete in Ausbildung und Schüler*innen von Berufsschul-Vorklassen eine individuelle Lernunterstützung erhalten, sodass sie ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können. Dies ist besonders wichtig, weil sich die Lernbiografie und die Rahmenbedingungen im Alltag von Geflüchteten stark von den der anderen Berufsschüler*innen unterscheidet, wie es das Azubi-Tandem in dem Gespräch (siehe unten) berichtet hat. Das Projekt bietet daher sowohl für die Unterstützung einer erfolgreichen Ausbildung als auch aus asylrechtlichen Gründen eine sehr wichtige Struktur für Menschen mit Fluchterfahrung.
Mitmachen können alle, die Interesse daran haben, Nachhilfe zu geben oder für die Berufsschule zu lernen. Die Teilnahme am Projekt ist dabei sehr flexibel, denn nachdem eine Vermittlung durch die Projektleitung stattgefunden hat, könnt ihr als Tandem angepasst an eure Bedürfnisse Treffen zum Lernen vereinbaren. Dabei sind intensivere Lernphasen vor den Prüfungen genauso möglich wie Pausen, wenn es weniger zu tun gibt.
Erfahrungsbericht eines Azubi-Tandems:
N. lernt seit Frühjahr 2021 mit Veronika für seine Ausbildung. Beide sind Teilnehmende des Projekts Azubi-Tandems von CampusAsyl und waren einverstanden, über ihre Erfahrungen und das Projekt im Allgemeinen zu sprechen. N. möchte lieber anonym bleiben.
Was lernt ihr zusammen?
N: Also allgemein, was in der Schule drankommt. Stoffe in der Schule, die mir Schwierigkeiten bereiten. Also Deutsch und Sozialkunde. Also meistens Sozialkunde.
V: N. hat eine zweijährige Ausbildung zum Hochbaufacharbeiter gemacht und letztes Jahr im Juni hatte er die Prüfung. Und deswegen haben wir relativ kurzfristig angefangen zu lernen für ein paar Monate eigentlich nur. Ursprünglich ist unser Tandem nur zustande gekommen, weil mein Bruder Maurer ist. Wir dachten nämlich, dass er ihm helfen kann. Mein Bruder hat aber nicht so viel Zeit, deswegen haben wir versucht, das irgendwie zusammen zu machen. Ich habe dann eben oft mit N. Sozialkunde gelernt, weil ich mich in dieser Fachtheorie nicht auskenne. Ich habe Sozialkunde mit ihm gelernt und manchmal auch Deutsch, je nachdem was in der Berufsschule so drankam. Mein Bruder hat hin und wieder mit ihm diese Fachtheorie gelernt. Und mein Freund hat auch mal mit ihm Mathe gelernt, aber das waren nur Einzeltermine.
N: Ja.
V: Und er hat dann die Prüfung bestanden im Juni. Sehr gut (lacht). Das hat uns alle sehr gefreut. Und jetzt macht er eben noch weiter. N., genau, also du machst jetzt noch ein Jahr weiter.
N: Ja.
V: Also erst eine verkürzte Ausbildung auf zwei Jahre zum Hochbaufacharbeiter und dieses Jahr macht er die Gesellenprüfung im Juni und Juli. Ich lerne mit ihm, wenn er Schule hat. Wenn er in Neumarkt ist, lernen wir immer direkt den Stoff, der gerade in der Schule dran ist. Deutsch, Sozialkunde, je nachdem.
N: Genau.
Dann ist das ein Gemeinschaftsprojekt gewesen zwischendurch. Die Zuordnung beim Tandem war also vor allem, weil dein Bruder die Inhalte kannte, Veronika. Es ist wahrscheinlich auch nicht so einfach, jemanden zu finden, der*die sich da so auskennt und auch Zeit hat, da so spezifisch zu lernen, oder?
V: Ich habe guten Kontakt mit Elena und wie du vielleicht auch weißt, gibt es immer eine sehr lange Warteliste bei den Azubi-Tandems. Deshalb hat sie mich gefragt, ob mein Bruder, der Maurer ist, Lust und Zeit hätte, ein paar Termine mit N. zu lernen. Ich war mir dann nicht sicher, ob mein Bruder darauf so viel Lust hat (lacht) oder Zeit hat und habe dann aber gesagt, OK wir versuchen es. Denn schlimmer als keine Hilfe kann es ja nicht werden. Und das hat dann schon irgendwie geklappt. Immer mal wieder jemand anderes (lacht). Zwei-, dreimal hast du mit meinem Bruder gelernt. Aber dann waren es schon zwei Stunden. Ich war echt überrascht (lacht), dass das dann auch so lange war. Mein Freund ist ziemlich gut in Mathe, kann aber auch kein Maurer-Zeug in dem Sinne. Da habt ihr auch nochmal zwei-, dreimal gelernt. Jetzt bin nur noch ich erhalten geblieben (lacht). Wir lernen jetzt eben Sozialkunde und Deutsch.
Und die Prüfung steht nächsten Monat dann an?
N: Genau, ja. Leider. Es ist einfach schwierig. Man muss viel lernen.
V: N., lernst du auch noch beim DAA? Gehst du da noch hin?
N: Ja, ich bin auch noch bei DAA.
DAA, was ist das?
N: DAA ist ein Verein für Nachhilfe für Asylbewerber. Die Arbeitsagentur ist das, glaube ich. Für die Jugendlichen, die eine Ausbildung machen und Hilfe brauchen.
V: Da sind auch noch einmal in der Woche Termine. Beziehungsweise vor der Prüfung warst du auch zweimal in der Woche dort, je nachdem wie es sich mit der Arbeit ausgeht. Sie machen dann Fachtheorie. Es gibt da auch – etwa so wie in der Berufsschule – verschiedene Klassen und sie machen dann gezielt nochmal den Stoff aus der Schule. Rechnungen und einfach die Fachtheorie.
Das ist wahrscheinlich auch sehr intensiv, wenn man da gemeinsam so eine Prüfungsphase mitmacht.
V: Ja. Wir hatten uns dann in den Sommerferien gar nicht mehr getroffen und jetzt nur noch alle vier bis sechs Wochen, weil N. nicht mehr so viel Schule hat. Also immer nur dann, wenn er in Neumarkt ist und Schule hat. Aber direkt vor der Prüfung die letzten vier Wochen – das werden wir wahrscheinlich jetzt auch nochmal machen – haben wir uns dann schon öfter getroffen. Mindestens einmal in der Woche. Da lernen wir bis zu zwei Stunden. Also zwischen einer und zwei Stunden. Das hat dann glücklicherweise auch geklappt mit der Prüfung.
N: Bis jetzt schon.
V (lacht).
Das heißt, ihr lernt zusammen online, wenn N. in der Schule in Neumarkt ist, oder trefft ihr euch auch manchmal persönlich?
N: Mit den Treffen ist das so, wir schreiben uns, wann wir Zeit haben zum Lernen und wenn es klappt, treffen wir uns bei Zoom, also im Internet, und dann lernen wir eine oder zwei Stunden. Je nachdem, wann wir Zeit haben.
V: Das hat vor allem den Grund, dass ich nicht in Regensburg wohne. Letztes Jahr war es auch mit Corona schwierig. Und jetzt bin ich tatsächlich in Würzburg und deshalb haben wir das einfach so beibehalten. Wir wollten uns mal in Präsenz treffen. Nicht zum Lernen , sondern vielleicht bowlen gehen oder in die Stadt. Das hat bisher noch nicht geklappt, aber wenn ich mal wieder zuhause bin, dann vielleicht.
Wie seid ihr eigentlich auf CampusAsyl und das Projekt gekommen? N, hat dir irgendjemand von dem Projekt erzählt oder kanntest du den Verein schon vorher?
N: Nein. Ein Kumpel von mir hat mir das empfohlen und dadurch bin ich dann dazu gekommen. Also er hat mir die Nummer von Elena gegeben und ich habe ihr geschrieben, dass ich Nachhilfe brauche. Sie hat mir dann Nachhilfe vermittelt.
V: Ich bin seit 2020 bei CampusAsyl dabei und ich war schon in allen möglichen Projekten dabei (lacht). Ich hatte angefangen bei den Lernpatenschaften und habe da ein paar Monate mit zwei Grundschulkindern gelernt. Sie sind dann leider weggezogen und das hat sich dann aufgelöst. Ich hatte aber auch Lust, in diesem Bereich weiterzumachen und bin dann eigentlich kurz danach zu den Azubi-Tandems gekommen. Das war Anfang letztes Jahr. Und jetzt bin ich bei den Sprachtandems und war auch mal beim Frauensprachkurs. Ich habe also überall mal ein bisschen reingeschaut.
Ihr habt schon ein bisschen erzählt, was bei den Azubi-Tandems passiert beziehungsweise wie der Ablauf des Projekts ist. Gibt es außer der Vermittlung noch weitere Aktivitäten?
V: Ich kann das kurz so allgemein erklären. Es gibt eine WhatsApp-Gruppe und es gibt nicht so viele Gruppentreffen. Vor Kurzem war eins, da haben wir uns zum Bowlen getroffen. Da war ich auch dabei. N. wollte zuerst auch kommen, hatte dann aber keine Zeit.
N: Ja, leider. Nächstes Mal!
V: Viele brauchen oder wollen diese große Gruppe auch nicht, weil es eher auf das Tandem beziehungsweise zu zweit lernen ausgerichtet ist. Wie N. schon gesagt hat, er hat auch gar nicht so viel Zeit. Das ist nochmal etwas anderes als in anderen Projekten, weil hier Azubis teilnehmen, die Vollzeit arbeiten müssen und dann noch lernen. Ich denke, dass da wirklich außer abends nicht viel Zeit bleibt oder bleiben würde. Das ist auch der Projektfokus. Man meldet sich an und will Nachhilfe bekommen für die Schule und es ist nicht der primäre Faktor, dann dort auch noch andere Menschen kennenzulernen. Vor Weihnachten gab es mal ein Treffen, da waren auch einige da tatsächlich. Ich glaube, zehn. Es ist aber auch nicht so oft, dass etwas stattfindet. Es ist mit Corona natürlich auch schwierig gewesen, aber irgendwie ist es auch dem Projekt geschuldet.
Die Projektidee hat einfach einen anderen Fokus.
V: Genau. Und dann natürlich auch der zeitliche Aspekt, dass sie alle arbeiten müssen.
Wie ihr bereits angesprochen habt, gibt es verschiedene Herausforderungen beim Projekt. Die Zeit ist ein Faktor, die Terminfindung und manchmal auch die räumliche Organisation, wenn die Schule in einer anderen Stadt ist. Gibt es noch andere Herausforderungen oder Schwierigkeiten, die für euch als Tandem wichtig sind?
N: Mit den Treffen war es am Anfang schwierig. Mit dem Internet. Es gab Quarantäne letztes Jahr. Wir konnten nicht viel Nachhilfe machen. Elena hat gesagt, ich kann zu CampusAsyl gehen und mir einen Laptop holen von denen. Dann bin ich zu ihnen gegangen und habe mir einen Laptop geholt. Das war nicht das einzige Problem. Internet war auch noch ein Problem. Ich wohne im Asylheim und da gab es natürlich viele Schwierigkeiten. Und dann gab es in der Stadt, ich weiß nicht genau, wie sie heißen.
V: Waren das die Jugendmigrationsdienste?
N: Genau, ja. Jugendmigrationsdienst. Ich habe sie gefragt, ob es Möglichkeiten gibt, einen Raum zu bekommen. Zuerst hatte ich meinen Chef gefragt im Betrieb. Sie haben gesagt, das ist schwierig. Sie haben mir gesagt, ich soll in den Container gehen und dort vielleicht eine oder zwei Stunden lernen. Aber dort gab es auch Internetprobleme. Ich habe kein Internet gehabt. Und dann habe ich beim Jugendmigrationsdienst gefragt, ob ich vielleicht einen Raum zum Lernen bekommen kann und sie haben mir einen Raum gegeben. Für ein- oder zweimal in der Woche für eine Stunde. Dann bin ich nach der Arbeit halt immer erst in die Stadt gegangen. Das waren natürlich schwierige Zeiten, aber es hat geklappt.
V: Das war Anfang letztes Jahr, als Elena uns schon vermittelt hatte. Dann hat es aber noch relativ lange gedauert, bis wir angefangen haben. Zuerst hast du nicht so viel geschrieben. Du hast dich vielleicht nicht so getraut oder konntest dir nicht so viel vorstellen unter dem Projekt und dann irgendwann haben wir herausgefunden, dass es schwierig ist, weil es in der Gemeinschaftsunterkunft kein Internet gibt.
V: Letztes Jahr, als wir auch öfter gelernt haben, da hatte er nicht immer Schule, sondern nach der Arbeit. Da war er in diesem Raum und jetzt lernen wir meistens, wenn er Schule hat, aber mit dem Handy.
Und das sind ja nur die Rahmenbedingungen. Danach geht es noch um das Lernen an sich und den Inhalt, der eigentlich das Schwierige ist.
V: Das ist natürlich auch schwierig, weil es eine Zeitlang nur Homeschooling gab, auch in der Berufsschule. Da ist auch die Frage gewesen, ob es ihnen dort überhaupt aufgefallen ist, wenn N. nicht da war. Es gibt keine Internetverbindung zuhause. Das ist wohl weder dem Lehrer noch dem Chef noch irgendwem sonst aufgefallen. Da hat sich niemand gemeldet. Das ist vielleicht auch für viele andere Azubis schwierig, die in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnen.
N: In der Gemeinschaftsunterkunft, in der ich wohne, ist es laut. Man braucht einfach mehr Platz und Raum, um zu lernen. Wir sind hier zu zweit, zu dritt in einem Zimmer. Das ist ein bisschen schwierig.
Ich höre im Hintergrund auch ständig die Kinder rufen und lachen.
V: Warum diese Azubi-Tandems so wichtig sind, ist auch einfach eine rechtliche Sache wegen der Aufenthaltserlaubnis. Es gibt eine Ausbildungsduldung. Du hast eine Ausbildungsduldung, oder?
N: Ja, leider.
V: Sie können zumindest während der Ausbildung nicht abgeschoben werden. Wenn sie die Ausbildung bestanden haben, dann haben sie eine größere Chance auf eine Aufenthaltserlaubnis. Bei N. spielt es auch eine Rolle, dass er in einer Gemeinschaftsunterkunft in Regensburg wohnt und er darf dort erst ausziehen, wenn er die Ausbildung bestanden hat. Das ist entsprechend schwierig.
N: Wirklich schwierig. Einfach blöde Politik. Ich bin jetzt seit fast acht Jahren hier in Deutschland und ich habe noch fast nichts. Obwohl in meinem Land Krieg ist. Ich gebe mir Mühe, aber trotzdem umsonst. Es ist unfair.
V: Sehr viele haben die Ausbildung auch abgebrochen. Klar, wenn du dir das anschaust, was wir erzählt haben. Die Bedingungen allein während Corona mit dem Homeschooling. Es gibt keine Möglichkeit. Es ist so schon schwierig, die Ausbildung zu bestehen. Es ist so schade, weil das alles sehr, sehr gute Arbeiter sind. N. zum Beispiel sagt auch, die praktische Prüfung, das praktische Arbeiten ist kein Problem. Sie wollen alle arbeiten. Wir brauchen diese Arbeitskräfte auch. Es gibt sehr wenige, die eine Maurerausbildung überhaupt noch machen. Dann gibt es diese Prüfung. Wie immer ist es schwierig, die zu bestehen. Und das liegt an den Rahmenbedingungen. Du darfst nicht ausziehen aus der Gemeinschaftsunterkunft. Zum Einen, weil das Gehalt zu wenig ist…
N: Das ist alles eine Ausrede, dass es zu wenig ist. Sie könnten auch ein bisschen helfen. Aber das ist alles Ausrede, weil sie das nicht wollen. Ich habe zweimal beantragt und zweimal habe ich eine Ablehnung bekommen von der Ausländerbehörde oder wer das ist, dass ich nicht darf. Obwohl ich gesagt habe, dass es hier unruhig ist und ich lernen will. Aber es hat nicht geklappt. Die hören nicht. Deswegen ist das schwierig mit dem Lernen und Schaffen. Sie wollen nur, dass ich es schaffe. Aber sie wollen nicht wissen, was ich hier für ein Problem habe. Und das ist schwierig.
V: Aber du musst keine Miete bezahlen?
N: Nein, Miete nicht.
V: Eben. Und das ist genau das, was du gesagt hast. Sie könnten schon helfen, weil sie jetzt im Prinzip schon die Miete zahlen. Und er hat ein Einkommen. Er könnte sich eine Wohnung leisten. Man kann Wohngeld oder so etwas beantragen.
N: Also Geld ist nicht alles. Ich werde zahlen, aber ich brauche meine Ruhe. Ruhe ist alles. Wenn ich meine Ruhe habe, kann ich besser lernen.
Das Problem haben schließlich alle, die so intensiv lernen müssen.
N: Genau. Jetzt stell dir vor, du wärst hier. Könntest du hier lernen? Mit drei Leuten, mit Kindern, die bis zwölf wach bleiben (lacht) und die Schreierei. Und ich muss um fünf Uhr aufstehen und zur Arbeit gehen. Es ist echt schwierig. Und wenn du fünf Minuten zu spät kommst, sagt der Chef etwas. Er versteht nicht, wo du wohnst. Er will natürlich, dass wir arbeiten und Pünktlichkeit. Es interessiert nicht, wo du wohnst, ob im Asylheim oder nicht. Da muss man durchhalten. Drei Jahre.
Gibt es noch etwas, das ihr mir gerne erzählen möchtet?
N: Ich finde, das Projekt ist gut. Aber ich habe damals zu Elena gesagt, ich brauche Nachhilfe von jemandem, der Spezialist ist für diesen Beruf. Für das, was ich lerne. Und diese Stoffe, rechnerisch. Sie hat sich auch Mühe gegeben, jemanden für diese Nachhilfe zu finden. Es hat aber nicht geklappt. Wenn sich jemand mit dem Beruf auskennt, ist das etwas Anderes. Ansonsten passt es.
V: Grundsätzlich gibt es immer eine lange Warteliste bei den Azubi-Tandems. Viele wollen Nachhilfe in Deutsch oder Sozialkunde. Das kann sehr offen sein, weil das auch viele Studierende machen können. Aber ganz oft gibt es dann auch Berufe, beispielsweise Fliesenleger oder so etwas. Sie stehen monatelang auf der Warteliste, weil Elena einfach keinen Fliesenleger hat, der sich anmeldet, um Nachhilfe zu geben. Sie hatte mal bei der OTH die technischen Fakultäten angeschrieben. Maschinenbau und Elektrotechnik und so weiter. Sie hat keine Rückmeldung bekommen. Nicht einmal von den Fachstudienberatern oder den Dozenten. Das heißt, es wird auch nicht weitergeleitet. Das ist dann schwierig. Ich denke, es melden sich viele an, die wie ich Lehramt studieren (lacht) oder Soziale Arbeit. Das sind grundsätzlich die Klassiker hier bei CampusAsyl. Richtig berufsbezogen ist es dann nicht. Vielleicht könnte man auch mal in die Berufsschulen reingehen und direkt Werbung machen. Das sind dann vielleicht aber nicht die Leute, die dafür motiviert sind. Das ist einfach schwierig, da das Passende zu finden. Ich hatte auch einmal einen Koch-Azubi. Das ging dann, weil meine Mum auch Köchin ist. Das sind auch immer die gleichen Fragen. Wenn man die dreimal gehört hat, dann weiß man, dass man Kürbis ankreuzt. Das war so die Klassikerfrage (lacht). Aber zum Beispiel hier mit dem Bauzeichnen oder bestimmte Rechnungen ist das einfach schwierig.
N: Es gibt schon welche, aber sie haben wenig Zeit. Sie arbeiten meistens. Beim DAA bin ich auch, da haben wir das gleiche Problem. Da gibt es einen Ingenieur. Dieser Lehrer hat studiert, er kennt sich aus. Er ist Spezialist. Aber ein kleines Problem ist, dass es dort viele Schüler gibt – Maurer, Fliesenleger und andere technische Berufe. Und wir haben in der Woche zwei Stunden. Bis du dran kommst und du eine oder zwei Fragen stellen kannst, das ist ein bisschen schwierig mit den Leuten. Jeder kommt und jedes Mal, wenn jemand eine Frage stellt, dauert es eine oder zwei Stunden und dann ist die Zeit vorbei. Und er hat keine Zeit mehr für dich. Das ist ein bisschen schwierig. Beim DAA auch. Ich habe damals auch Nachhilfe gesucht und ein, zwei gefunden. Sie kannten sich aber nicht aus mit dem Beruf und dann habe ich gesagt, das hilft nichts. Wenn ich eine Frage stelle und er mir etwas anderes erzählt. Deshalb habe ich gesagt, ich suche weiter. Es klappt leider nicht.
Du musst noch diesen Sommer überstehen und danach fängst du an zu arbeiten?
N: Wir haben Ende Juni Theorie und dann Praktische Prüfung und dann ist es vorbei. Wir müssen bis Ende Juli auf das Ergebnis warten. August oder September. Wenn ich bestanden habe, dann schließe ich den neuen Vertrag mit dem Chef.
Du bleibst dann bei dem Betrieb?
N: Momentan schon.
Schön. Ich drücke dir die Daumen für die Prüfungen und alles Gute für danach. Ich hoffe, du hast danach eine bessere Ausgangslage für das Berufsleben.
N: Dankeschön.
Vielen Dank euch beiden für das offene und interessante Gespräch!
Das Interview führte Ann-Kathrin Hübner