Seit zehn Monaten engagiert sich Omar Alhouseen in der Kleiderkammer im Anker-Zentrum. In der vom Regensburger Verein CampusAsyl betriebenen Einrichtung bekommen Geflüchtete, die neu in der Zeißstraße 1 angekommen sind, eine Grundausstattung an Kleidung. So war es zumindest bis vor Kurzem.
Aktuell können Omar Alhouseen und die anderen ehrenamtlichen Helfer nur den Mangel verwalten. Die Kleiderkammer ist so gut wie leer gefegt. Der Grund: Seit einigen Wochen kommen im Anker-Zentrum wieder mehr Geflüchtete an – neben Menschen aus der Ukraine auch aus anderen Ländern. Vielen geht es dabei so, wie Omar Alhouseen, als er im November 2021 aus Syrien in Deutschland ankam: Sie haben nichts als jene Kleidung, die sie am Körper tragen. Die Kleiderkammer, deren Bestand aus Spenden gefüllt wird, hilft, ein Grundbedürfnis zu stillen.
Alhouseen, der in Syrien Grundschullehrer war, spricht neben Arabisch fließend Englisch und Deutsch. In der Kleiderkammer fungiert er als Übersetzer, vor allem für Männer. Nun muss er ständig Menschen enttäuschen: Bei der Männerkleidung ist der Lagerraum komplett leer. „Jetzt wird die Situation wegen des Winters noch härter“, sagt Alhouseen mit Sorge in der Stimme. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass Menschen, die neu ankommen, Unterstützung brauchen: „Sie haben noch keine Erfahrung“, sagt er.
Er selbst hat vier Monate lang im Ankerzentrum gewohnt, bevor er nach Regenstauf in ein Wohnheim umziehen konnte. Aktuell ist Alhouseen kurz davor, die Prüfung für das fortgeschrittene Sprachniveau B1 abzulegen und in eine eigene Wohnung in Regensburg umziehen zu können. Nach seiner eigenen harten Flucht-Erfahrung aus dem südlichen Syrien nach Deutschland, möchte er Menschen in der gleichen Situation das Ankommen leichter machen. Deren Nationalität interessiert ihn dabei nicht: „Ob Ukrainer, Afrikaner oder Afghanen – alle sind Menschen. Niemand kann sich aussuchen, wo er geboren ist.“
Alhouseen fing kurz nach seiner Ankunft an, sich in der Fahrradwerkstatt und der Kleiderkammer im Ankerzentrum zu engagieren. Alhouseens Ziel ist es, auch in Deutschland als Lehrer arbeiten zu können.
Sein Engagement in der Kleiderkammer will er auch nicht aufgeben, wenn er einen Job hat. Seine Übersetzerdienste werden dort dringend gebraucht. Nun hofft er, dass bald neue Spenden eintrudeln, damit er die Interessenten nicht länger nur vertrösten muss.
Dringend nachgefragt wird Männerkleidung in allen Größen mit Ausnahme von Anzügen. Auch Sportkleidung, Fußballschuhe, Hallenschuhe, Badeschlappen, Flipflops und warme Kleidung wird gerne angenommen. Was keine Verwendung findet, sind lange Mäntel, Wanderschuhe oder schwere Stiefel, Skihosen oder Skianzüge.
Für Frauen wird ausschließlich Umstandskleidung benötigt.
Gebraucht werden zudem Trolleys, Reisetaschen und Rucksäcke, Schultaschen, funktionsfähige Kinderwägen und Buggies, Kindertragen, Maxi-Cosis, feste Tragetaschen, Schnürsenkel und Kuscheltiere.
Abgabe jederzeit in der Zeißstraße 1 beim Sicherheitsdienst am Eingang. CampusAsyl bittet, wirklich nur nachgefragte Spenden abzugeben, da der Verein alles andere aufwändig entsorgen muss. Rückfragen können per Mail an kleiderkammer@campus-asyl.de gesendet werden.
Von Katharina Kellner