
Interview mit CA-Theaterleiterin Pia Almstedt –
Liebe Pia, du leitest nun seit Januar 2025 die CA-Theatergruppe. Wie würdest du das Gruppengefüge innerhalb der Theatergruppe beschreiben?
Vom Anfang an bis zum Ende der Aufführungen würde ich die Gruppe als sehr freundlich beschreiben. Der Umgang miteinander war sehr herzlich und respektvoll. Bis zum Ende war die Gruppe sehr eifrig und hatte pausenlos Lust auf die Theaterperformance. Nach der letzten Theateraufführung haben wir gemeinsam Pizza gegessen, im W1 getanzt, gelacht und auch ein Abschlussritual durchgeführt, in dem jede/r Einzelne ein Feedback zur gesamten Zeit äußern durfte.
Wie ist das Theaterstück überhaupt entstanden?
Wir haben nicht mit einem vorgefertigten Skript gearbeitet. Wir haben uns lediglich ein Überthema überlegt: Raum. Auf Basis dessen haben wir über den Begriff Raum diskutiert, Mindmaps gestaltet und uns gegenseitig Fragen gestellt wie z.B. „In welchem Raum fühlst du dich frei?“ Wir haben uns vorgestellt, wie es ist, einen Raum betreten zu wollen, aber nicht zu können, oder wie es sich anfühlt, in einem Raum zu sein, aber diesen nicht verlassen zu können. All diese einzelnen Schritte wurden gefilmt und aufgezeichnet, um im Nachgang auf das gesammelte Material aufzubauen. Als Nächstes sollte sich jedes Theatermitglied eine Rolle überlegen mit Namen, Alter, Beruf und Persönlichkeit. Einige der Teilnehmenden haben sehr lange Texte über ihre eigene Rolle verfasst. Im Anschluss hat Tobi, der auch im Theater mitwirkt, anhand der Rollenbeschreibungen und des Ablaufs das Skript verfasst. Wichtig ist zu wissen, dass das Skript bis zum Ende, d.h. kurz vor den Aufführungen angepasst und geändert wurde.
Wie würdest du die verschiedenen Phasen der Vorbereitungen für das Theaterstück beschreiben?
Die erste Phase würde ich als reine Kennenlern-, Impro- und Quatschphase bezeichnen. Die Stimmung war locker und ausgelassen. Dann kam der Zeitpunkt, in welchem alle Teilnehmenden überfordert mit der Ausarbeitung des Skripts waren, viele schienen sich verloren zu fühlen. Irgendwann fand ein Übergang statt, in dem die Theatergruppe verinnerlicht hatte, dass es wirklich eine Aufführung geben sollte. Das löste ein wenig Panik aus. Als das Skript dann so weit niedergeschrieben war, schien Ruhe einzukehren und jede/r wirkte zufrieden mit der eigenen Rolle. Schließlich rückten die Aufführungen näher und die Stimmung wechselte zu Aufregung und Angst hinsichtlich der Premiere. Die letzten Proben würde ich als Auf und Abs bezeichnen, Texte wurden vergessen, mal lief es super, mal eher schleppend. Die Generalprobe lief jedoch einwandfrei und die Gruppe ging mit einem guten Gefühl in die Premiere. Ehrlicherweise war die Premiere an sich dann eine sehr schnelle „Nummer“, denn die Aufregung war auf Hochtouren. Ich bemerkte, dass die Gruppe in ihren Rollen sehr textsicher war, jedoch alle Szenen sehr schnell gespielt wurden, so als sollte das Stück so schnell wie möglich vorbeigehen. Die zweite und dritte Aufführung liefen dann wesentlich entspannter und ausgeglichener.
Und jetzt im Nachgang – hättest du selbst gerne im Stück mitgespielt?
Generell würde ich sagen, dass Spaß und Freude am Schauspiel etwas sehr Befreiendes darstellen, aber gleichzeitig war meine Leitungsrolle von vornherein klar. Zu Beginn war es wie ein Kampf für mich, nicht mit in die Gruppe zu gehen und aktive Teilnehmerin zu sein. Ich musste die Distanz und den Überblick behalten. Als Leiterin kannst du dich nicht einfach unter die Gruppe mischen und fragen „Und wer bist du, was machst du so? Erzähl mal!“ Ich war so neugierig auf alle Teilnehmenden. Allmählich legte sich dieses Gefühl aber und ich lernte die Gruppe Schritt für Schritt besser kennen.
Wie erging es dir als Leiterin während der Vorbereitungen und Proben? Hast du dich persönlich entwickelt?
Die Gruppe war von Anfang an sehr motiviert und spielfreudig, sie wollten ihre Rollen selbst entwickeln und gestalten. Ich musste da also nicht viel tun, denn der Enthusiasmus war da. Oft wurde aber von der Gruppe geäußert, dass sie gerne ein fertiges Stück spielen möchten, denn die Entwicklung eines eigenen Charakters ist keine einfache Sache. Ich persönlich wurde im Laufe der Theaterproben „autoritärer“, denn zu Beginn war ich auf jeden Fall zurückhaltender. Ich würde die Gruppe als sehr lebendig und turbulent beschreiben. Das bedeutet auch, dass ich oft eingreifen musste. Die Balance zu finden zwischen „Ich muss eingreifen“ und „Ach, lass die Gruppe einfach machen“, fand ich oft sehr herausfordernd. Für mich und meine berufliche Zukunft habe ich mitgenommen, dass ich nicht einfach als Pia in eine Gruppe eintauchen kann, aber als Leiterin durchaus. Denn ich als Pia bin eine andere Person als Pia, die Leiterin der Theatergruppe. Ich habe mit dieser leitenden Position viel für mich gelernt und bin sehr dankbar, dies für mein Leben mitzunehmen.
Würdest du etwas anders machen beim nächsten Mal, wenn das Stück nochmal gespielt werden würde?
Ich würde offenlassen, ob das Stück vorgegeben ist oder ein freies Theaterskript gestaltet werden soll. Denn es ist einerseits eine enorme Arbeit, ein eigenes Skript zu verfassen, andererseits überordert diese Offenheit manche Teilnehmende. Pünktlichkeit war so ein Thema. Eigentlich kamen fast alle Teilnehmenden immer zu spät zu den Proben. Das Paradoxe ist, dass ich auch eine chronische Zu-spät-Kommerin bin und mich da eigentlich gut einfügen sollte. Trotzdem wollte ich gerne eine gewisse Pünktlichkeit etablieren, was herausfordernd war. Letztlich habe ich mich dem Rhythmus der Gruppe angepasst. Immerhin kamen alle zu den Aufführungen pünktlich oder sogar überpünktlich
Und wie geht es nun mit dir als Leiterin weiter, bleibst du der Theatergruppe erhalten?
Ich bin gerade im 6. Semester meines Bachelorstudiengangs „Musik und bewegungsorientiere soziale Arbeit“ und die Prüfungen stehen gerade an, da muss ich ordentlich pauken. Wir werden nun lediglich sporadisch proben, unsere Szene für das CampusAsyl-Sommerfest am 4. Juli 2025 vorbereiten und dann gehe ich voll in die Prüfungsphase. Im Sommer gibt es eine längere Theaterpause. Ich freue mich ehrlichgesagt gerade sehr, nach den anstrengenden Wochen von den Aufführungen eine Pause zu haben. Ab September 2025 beginnen die Proben für das neue Stück, allerdings wird mich da eine neue Person bei der Umsetzung unterstützen und ich werde eine langsame Übergabe an die neuen Leitungen gestalten. Ich werde nämlich, falls alles klappt, ab Februar 2026 nach Rumänien für ein Auslandssemester gehen, darauf freue ich mich schon sehr. Wie es danach weitergeht, wird man dann sehen
Vielen lieben Dank für das Interview, liebe Pia, und alles Gute für Dich!