Alle die am 21. Januar auf der Kundgebung gegen Rechts auf dem Haidplatz dabei waren, werden diesen Tag so schnell wohl nicht vergessen. Geschätzte 13.000 Menschen setzten ein eindrucksvolles Zeichen gegen die extreme Rechte. Vielen Dank an die Initiative gegen Rechts, welche den Protest organisiert hat und in der CampusAsyl auch Mitglied ist! Aber auch vielen Dank an jede einzelne Person, welche an diesem Tag Gesicht gezeigt hat.
Im Rahmen der Kundgebung hielten für CampusAsyl die zwei Vereinsvorstände Helen Kidan und Sarhad Hannan eine Rede. Die Rede von Helen Kidan möchten wir nachstehend gerne noch veröffentlichen, auch weil die Akustik auf dem Haidplatz schwierig war und sicher viele nicht alles verstehen konnten.
Ich heiße Helen und bin im Vorstand des Vereins CampusAsyl. Unsere NGO arbeitet mit und für Geflüchtete. Wir arbeiten u.a. im AnkER-Zentrum und sehen jeden Tag, wie die derzeitige Migrationspolitik aussieht. Angesichts der aktuellen Zustände ist es mir wichtig, ein paar Dinge klarzustellen.
Asyl und Migration sind ein großes Thema. Gerade jetzt, mit der AfD und deren verbrecherischem Plan, Leute aus dem Land auszuweisen, willkürlich abzuschieben, ist es unfassbar wichtig, sich zu erinnern, wofür wir stehen – was uns wichtig ist. Heute sind wir hier, um laut zu sagen: Wir stehen für Zusammenhalt, Offenheit, Toleranz. Wir schließen niemanden aus wegen seiner Herkunft (oder der Herkunft seiner Eltern) oder seiner Sprachkenntnisse oder seines Nachnamens.
Wir in Deutschland können stolz sein, auf Demos gehen zu können. Das Recht, seine Stimme zu erheben ist wichtig – in einer Demokratie ist es nötig, Grundrechte und damit auch den Rechtsstaat zu schützen. Andere haben diese Rechte nicht. Werte wie Demokratie, Toleranz , Grundrechte sind nicht nur Worte – dafür muss man sich einsetzen – dafür müssen wir kämpfen. Demokratie ist ein Gut, dass man verteidigen muss.
Egal, ob man nach Deutschland kommt oder ob man schon seit Generationen hier ist, – wir alle verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Im Grundgesetz steht klar: Artikel 3: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Und Artikel 16 regelt klar das Asylrecht. Asyl ist ein Recht, Schutz zu bekommen – wenn man flieht vor Gewalt, vor Verfolgung, oder aus Angst um sein Leben. Abschiebungen sind unmenschlich – und sie helfen keinem, nicht wirtschaftlich, nicht gesellschaftlich.
Das Teilen von Werten ist ein unausweichlicher Teil für ein friedliches Zusammenleben von Leuten aus verschiedenen Kulturen. Da muss man ansetzen.
In einem neuen Land anzukommen, ist herausfordernd. Man braucht Unterstützung und Hilfe, um sich einleben zu können, sich einzufinden mit der Sprache und der neuen Kultur. Wir als Gesellschaft müssen uns dieser Herausforderung stellen. Die Pläne der Ampel-Regierung zum Thema Integration sind nicht ausreichend, die Umsetzung noch weniger hilfreich. Stattdessen brauchen wir ein politisches Umdenken. Es sollte viel stärker gefördert werden, dass wir unsere vielfältige Gesellschaft gemeinsam gestalten. Viele Hürden wie Arbeitsverbote müssen abgebaut werden. So viele Geflüchtete können und wollen arbeiten, aber dürfen nicht. So viele wollen ausziehen in eigene Wohnungen, aber dürfen nicht. Geflüchtete wollen teilhaben an der Gesellschaft, aber man lässt sie nicht.
Wir brauchen Veränderung – populistische Parolen und vereinfachte Lösungen sind nicht die Antwort.
Um nachhaltige und langfristige Veränderung zu bewirken, braucht es Engagement – braucht es Einsatzbereitschaft.
Wir müssen handeln – uns offen gegen Rechts stellen.