Seit Mitte 2019 berät Sophia Neidhardt als Mitarbeiterin von CampusAsyl geflüchtete Menschen im Regensburger AnkER-Zentrum und Personen die bereits in Gemeinschaftsunterkünften wohnen zu allen Fragen rund um das Thema Arbeit. Im November erreichte Sophia nun die Zahl von 300 individuellen Begleitungen von Einzelpersonen. Ein freudiger Anlass, sich das Projekt und seine Wirkung näher anzusehen.
Von einmaligen Beratungsgesprächen bis hin zu mehrmaligen Treffen und intensiver Begleitung variiert die Beratung der geflüchteten Bewohner*innen stark. Häufig geht es um die Frage, ab wann in welchem Umfang gearbeitet werden darf, was die Voraussetzungen dafür sind und wo man ggf. Arbeit finden kann. Leider müssen viele der Anfragenden gerade hinsichtlich des ersten Punkts erstmal vertröstet werden. Das Gesetz sieht in aller Regel frühestens ab 9 Monaten in Deutschland einen generellen Zugang zum Arbeitsmarkt vor. Eine Tatsache, die Sophia durchaus kritisch kommentiert: „Viele Leute wollen arbeiten und verstehen nicht, warum sie nicht dürfen, ich verstehe es auch nicht, muss es trotzdem erklären, damit niemand aus Versehen ohne Arbeitserlaubnis arbeitet.“ Auch wenn damit nicht immer direkt in Arbeit oder Ausbildung vermittelt werden kann, so stellt die Beratung doch ein wichtiges Scharnier hin zur Beschäftigungsqualifikation, z.B. durch die Vermittlung in Deutschkurse oder andere Bildungsmaßnahmen dar.
Erfolge sieht Sophia vor allem in dem Bereichen Ausbildung und im Nachholen von Schulabschlüssen. Wenn Menschen trotz systemischer Widerstände sich z.B. ihren Weg zur Ausbildung freikämpfen und diese voller Tatendrang angehen, dann fühlt sich Sophia in ihrer Tätigkeit bestätigt. Von der Politik würde sie sich wünschen, dass geflüchtete Menschen häufiger auch mit ihren Potentialen wahrgenommen würden. Fast alle ihrer Klient*innen wollen bereits kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland ihren eigenen Weg gestalten, Deutsch lernen und sich selbstständig etwas aufbauen – eine Energie, die durch bürokratische Hürden und formelle Vorgaben sehr häufig ausgebremst wird. Doch auch bei Arbeitsverboten und fehlenden Deutschkursen sucht Sophia immer nach kreativen Lösungen. Manchmal sind die Hürden zu hoch, aber für jede Person für die doch eine Lösung gefunden wird, lohnt es sich zu kämpfen.
Das Projekt FiBA 2 – Flüchtlinge in Beruf und Ausbildung wird im Rahmen der ESF Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt „Integration von Asylbewerber*innen und Flüchtlingen (IvAF)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Bayernweit gibt es verschiedene Standorte, wobei Regensburg für den ostbayerischen Raum die einzige Beratungsstelle aufweist. Umso mehr freuen wir uns, dass die Stelle kürzlich auch in das Jahr 2022 hinein verlängert wurde.