
Masken, Wimperntusche, Glätteisen – fast wie in einem echten BeautySalon reihten sich die Schönheitsutensilien in dem Raum der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung der Oberpfalz aneinander, den CampusAsyl dem Projekt „Zuhause in Bayern“ zur Verfügung gestellt hatte. In der einen Ecke der Schminktisch mit Spiegel, daneben im „Wartebereich“ gemütliche Sofas, kleine Snacks und genügend Platz für spielende Kinder: Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des bei IN VIA KOFIZA („Kontakt-, Förderungs- und Integrationszentrum für außereuropäische Frauen und deren Familien“) angesiedelten Projekts „Zuhause in Bayern“ hatten einen gemütlichen Ort geschaffen, der zum Genießen, zur Begegnung und zum Erfahrungsaustausch einlud.
Wer wollte, konnte sich die Brauen zupfen, die Haare stylen und ein Make-Up auflegen lassen. Oder einfach nur vorbeikommen, zuschauen und reden. Für Layla (Name geändert), eine junge Mutter aus dem Irak, war das Angebot wie ein Kurzurlaub für Körper, Geist und Seele: „Ich habe keine Zeit, mir selbst etwas Gutes zu tun. Wenn das andere für mich machen, ist das einfach nur toll.“ Eines ihrer Kinder ist krank und muss oft zum Arzt, der Alltag lässt keinen Platz, an sich selbst zu denken. „Ich liebe den Beauty-Salon“, sagt Layla, „wenn ich hier bin und mit den anderen Frauen rede, kann ich für einen kurzen Moment meine Probleme zuhause vergessen.“ Doch wie die anderen Migrantinnen auch, nimmt sie von diesem Juliabend weit mehr mit als nur ein „schönes Gesicht“.
Ein Wohlfühl-Angebot mit Mehrwert also: „Wir möchten einfach mit den Frauen, die oft isoliert leben, ins Gespräch kommen, mehr von ihnen erfahren und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind“, so Michaela Simon, Koordinatorin für „Zuhause in Bayern“. In einem „sicheren Rahmen“ wie beispielsweise dem Beauty-Salon ließen sich leichter Fragen zum Leben hierzulande stellen und Informationen aus erster Hand von Migrantinnen erhalten, die schon länger hier sind: „Das Knowhow unserer Ehrenamtlichen macht den Neuangekommenen Mut, einen Schritt in die Gesellschaft zu gehen, weil sie von ihrem Vorbild inspiriert sind.“
Mit dem noch jungen, aber bereits mehrfach ausgezeichneten Projekt „Zuhause in Bayern“ schafft der katholische Frauenfachverband IN VIA Bayern e.V. gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden in Würzburg, Nürnberg und Regensburg ein Netzwerk zwischen Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen, die hier schon Fuß fassen konnten. „Ihnen bieten wir die Möglichkeit, selbst ehrenamtlich tätig zu werden, um Flüchtlingsfrauen den Einstieg hierzulande zu erleichtern“, so die Regensburger Ansprechpartnerinnen Natalia Lyczywek und Ruzanna Isoyan.
Der Beauty-Salon ist nur ein Engagement von vielen, mit denen Ehrenamtliche wie Hadel anderen Flüchtlingsfrauen zur Seite stehen: „Wir begleiten die Frauen auch zum Arzt oder auf ein Amt, übersetzen für sie oder helfen bei der Wohnungs- und Jobsuche“, so die junge Syrerin, „es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass ich etwas geben kann.“ Das von der Deutschen Fernsehlotterie und Spenden, wie z.B. von der Dr. Harry und Irene Röser-Bley Stiftung geförderte IN VIA-Projekt macht Interessierte fit für dieses Ehrenamt. In Regensburg haben sich bereits mehr als zehn Migrantinnen entsprechend schulen lassen, bayernweit gut drei Dutzend.
Mit niedrigschwelligen Angeboten wie dem Beauty-Salon, Ausflügen ins Grüne oder Theaterbesuchen erreichen die Regensburger Ehrenamtlichen viele Geflüchtete, die sonst keine Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch sehen. „Zuhause in Bayern“ arbeitet vor Ort auch mit anderen Flüchtlingsinitiativen zusammen, sucht das Gespräch mit Behörden oder ist im September auf der Regensburger „Engagement“-Messe vertreten.
Hilfe für Frauen aus fremden Ländern ist schon seit vielen Jahren ein Anliegen des Caritasfachverbandes IN VIA. Für Anton Stadler, Geschäftsführer des Regensburger Diözesanverbandes, leistet auch das Projekt „Zuhause in Bayern“ einen wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit in der Region: „Das ist eine gute Ergänzung zu unseren bisherigen Arbeitsfeldern Au-pair Vermittlung und Bahnhofsmission Regensburg.“ Zum einen gehe es um internationale Arbeit und Begleitung, zum anderen darum die Sorgen und Nöte der Menschen, in diesem Fall speziell der Frauen, zu erkennen und Hilfestellungen anzubieten.
Foto: Michaela Simon (IN VIA Bayern e.V.)